Warum Soldaten sich besonders absichern sollten
In diesem Artikel gebe ich dir meine Erfahrungen aus 13 Jahren Dienstzeit als Offizier bei der Bundeswehr wieder.
Risiko in Beruf UND Freizeit
Soldaten gehören zu den gefährdeten Berufsgruppen. Im Verteidigungsfall unterliegen sie einem aktiven und passiven Kriegsrisiko. Aber auch während des Regeldienstes erleben viele Soldatinnen und Soldaten hohe psychische und physische Belastungen.
Auch ohne körperliche Auswirkungen macht gerade jungen Bundeswehrangehörigen der theoretische Umgang mit Tod und Verwundung sowie die Trennung von Familie und Freunden unter der Woche zu schaffen. Einsamkeit innerhalb der großen Kasernen ist keine Seltenheit, wenn jeder ab 16:30 Uhr sein eigenes Ding macht.
Was viele unterschätzen: Bei der Risikobetrachtung denken viele nur an den Beruf, jedoch passiert der überwiegende Teil von Unfällen in der Freizeit. Der Stabsdienstsoldat, der jedes Wochenende auf der Motarradrennstrecke ist, sollte also nicht nur seinen ,,ungefährlichen Job“ bei seiner Risikobetrachtung miteinbeziehen.
Die meisten Unfälle, die ich bei Soldaten erlebt habe, fanden in der Freizeit statt.
Die richtigen Schritte in Richtung finanzieller Absicherung
Absicherung der Arbeitskraft
Die Arbeitskraft eines Menschen ist bis zum Renteneintritt weit über eine Million Euro wert. Mit Zinsen sind es schnell 5-6 Millionen Euro.
Laut Statista beträgt die Wahrscheinlichkeit bis zum 65. Lebensjahr berufsunfähig zu werden bei einem 20-jährigen Mann 43%.
Da für die allermeisten Zeitsoldaten ihre Dienstzeit bei der Bundeswehr mit Anfang 30 endet, solltest du dich während deiner Dienstzeit unbedingt mit einer Dienstunfähigkeitsversicherung für Soldaten absichern, die du danach nahtlos als eine gewöhnliche Berufsunfähigkeitsversicherung weiterführen kannst.
Ich habe selbst einige Soldaten wegen einer Dienstunfähigkeit entlassen müssen, entsprechend ist das Risiko durchaus greifbar und ganz alltäglich.
Hab und Gut versichern
Ich habe während meiner Dienstzeit oft beobachtet, dass der Anfang einer finanziellen Verlustreise mit Unfällen beginnt.
Viele Soldaten übernehmen sich finanziell bei der Anschaffung ihres Autos. Aufgrund der exorbitanten Unterhaltskosten und der Pendelkosten für zu große Autos sparen sie dann bei der Versicherung.
Bei einem Unfall bleibt oftmals ein Totalschaden übrig und der Kredit bleibt weiterhin bestehen. Der Soldat hat Schulden ohne entsprechenden Gegenwert.
Daher ist bei Anschaffungen von Fahrzeugen, die nicht vom laufenden Geld neu beschafft werden können, unbedingt eine Vollkaskoversicherung oder bei Leasingverträgen eine sog. Gap-Versicherung empfehlenswert. Hier lohnt es sich nicht, Kompromisse einzugehen.
Gleiches gilt auch für den Hausrat, wenn dieser bpsw. durch einen Brand, Einbruch oder Wasserschaden ein großes Lach in die Kasse reißen würde. Hier empfiehlt sich eine Hausratversicherung, die die besonderen Bedürfnisse von Soldaten berücksichtigt.
Eine Haftpflichtversicherung schützt nicht nur dich, wenn du anderen Schaden zufügst, sondern du bist auch abgesichert, wenn ein anderer dir Schaden zufügt, aber selbst keine Haftpflichtversicherung hat.
Wenn du Dienst in der Bundeswehr leistet, bist du nicht mehr über deine Eltern abgesichert und solltest auf diese Elementarversicherung auf keinen Fall verzichten.
Nicht nur an sich selbst denken
Soldaten tragen oft überdurchschnittlich zum Haushaltseinkommen bei und leisten ihren Dienst nicht in der Nähe ihres Wohnortes.
Um an Auslandseinsätzen, Übungsplätzen und strapaziösen Dienstzeitmodellen teilnehmen zu können, brauchen sie in der Familie einen guten Rückhalt. Im Regelfall arbeitet die Partnerin oder der Partner weniger und kümmert sich unter der Woche, darum, Haushalt, Leben und Familie zusammenzuhalten.
Umso wichtiger ist es, die Arbeitskraft des Soldaten mit einer Dienstunfähigkeitsversicherung abzusichern. In Absprache mit dem Partner oder Partnerin ist auch gerade bei einer gemeinsamen Hypothek eine Lebensversicherung empfehlenswert.
Der richtige Umgang mit Geld für Soldaten
Soldaten erzielen ein überdurchschnittliches Einkommen und sollten unabhängig von ihrer familiären Situation mindestens 30% ihres Gehalts sparen oder in eine langfristige Altersvorsorge investieren können. Dieses Geld sollte am Anfang des Monats auf ein separates Konto überwiesen werden. Wer nur spart, was am Ende des Monats übrig bleibt, spart oft gar nichts. Die übrigen 70% sollten für Miete, Versicherungen, Lebenshaltungskosten, Abos sowie notwendige Dinge für den Alltag ausgegeben werden.
Je nach eigenem Geschmack können auch weitere Konten angelegt werden, um z.B. für Urlaube zu sparen oder für eigene Wünsche wie z.B. teure Fahrräder oder Hobbys. Es ist in jedem Fall ratsam, sich anzugewöhnen für Anschaffungen zu sparen und diese nicht vom laufenden Gehalt zu kaufen. Nach Möglichkeit solltest du bei deinem Konto auch auf einen Dispo-Kredit verzichten, d.h. dass du nicht ins Minus gehen kannst. 0€ ist 0€. Der Dispo ist trügerisch und vermittelt das Gefühl, dass du noch eine zusätzliche Reserve hast. Das ist aber nicht der Fall: Es ist nichts anderes als ein Kredit.
Am Anfang sollte ein finanzieller Puffer (Notgroschen) aufgebaut werden, der drei Monatsgehälter beträgt. Mit einer solchen Rücklagen müssen für kurzfristige und wichtige Anschaffungen keine Kredite aufgenommen werden. Wichtig: Das Geld sollte nicht für Urlaube verplant werden, sondern dauerhaft auf einem separaten Konto liegen.
Bei Beförderung und Erfahrungsstufenanpassungen sowie Zulagen sollte ein Teil des Mehreinkommens auch unbedingt gespart werden. So wird die Lifestyle-Inflation verhindert, denen zu viele Soldaten auf den Leinen gehen.
Sie führt dazu, dass mit jedem Euro, der mehr verdient wird, auch ein Euro mehr ausgegeben wird. Der Mensch gewöhnt sich schnell an den neuen Lebensstandard, schätzt es nicht mehr wert und nimmt im Gegenteil sogar noch Konsumschulden auf, wenn das Geld nicht mehr reicht, um die neuen Wünsche weiterhin zu befriedigen.