Leitfaden: Versicherungen für Soldaten

Erfahre, warum neben einer Pflegeversicherung für Soldaten auch eine Anwartschafts-, Haftpflicht-, Diensthaftplicht- und Dienstunfähigkeitsversicherung sinnvoll ist, und was es dabei zu beachten gibt.

Einleitung – Das wichtigste auf einen Blick

Neben einer Pflegeversicherung (eigener Artikel) ist für Soldaten eine Anwartschafts-, Haftpflicht-, Diensthaftplicht-, und Dienstunfähigkeitsversicherung sinnvoll. Außerdem sollte unbedingt schon von Beginn an die Altersvorsorge gedacht werden.

Jeder Soldat auf Zeit muss eine Pflegeversicherung nachweisen. Diese ist vom Gesetzgeber vorgeschrieben, um für alle Bürger die Folgen einer Pflegebedürftigkeit abzusichern. Daher spricht man auch von Pflegepflichtversicherung. Weitere Informationen findest du in diesem Youtube-Video, indem wir alle (wirklich alle) Fragen ausschließlich zur Pflegepflichtversicherung + Anwartschaft klären.

Wichtig: Viele Soldaten schließen online eine Pflegezusatzversicherung ab, die sie nicht brauchen. Der Fehler passiert so oft, dass selbst Check24 mittlerweile darauf hinweist. Schaut also unbedingt genau hin, was ihr abschließt.

Hinweis Pflegezusatzversicherung

Bei der Pflegepflichtversicherung solltest du nicht nur auf den Preis, sondern allen voran auf die Leistung im Detail schauen! Werden zum Beispiel kaum oder nur sehr wenige Gesundheitsfragen gestellt, lässt dies auf eine schlechtere Vertragsleistung im Pflegefall schließen. Denn kein Versicherer bietet Top-Leistungen, wenn er seine Kunden “ungesehen und ungeprüft” aufnimmt. Entsprechend gibt es auch kaum Anbieter, die einen Online-Abschluss der Versicherung anbieten.

Weitere verpflichtende Abschlüsse von Versicherungen gibt es für Soldaten nicht. Wichtig ist, die Entscheidungen fundiert zu treffen und dann auch dazu zu stehen. Dabei soll dieser Artikel helfen.

Du wirst schnell merken, beim Thema Vorsorge, Versicherungen und Finanzen gibt es eine Menge selbsternannter Experten.

Empfohlen: Sinnvolle Versicherungen für SaZ als Basis-Absicherung

Was ist überhaupt sinnvoll?

Grundsätzlich ergibt es nur Sinn, sich mit Versicherungen gegen existenzbedrohende Risiken abzusichern.

Denn vereinfacht gesagt, verdient eine Versicherung nur Geld, wenn sie Prämien erhält, jedoch kein Schaden eintritt. Kaum jemand würde zum Beispiel ein 25 Jahre altes Auto mit 500.000 Kilometern noch Vollkasko versichern, da die Jahresprämie höher ist als der Wiederbeschaffungswert des Autos. Daher sollten auch Soldaten eher Risiken absichern, die sie in finanzielle Schieflage bringen könnten.

Schlussendlich ist es immer auch eine Frage des persönlichen Risikoempfindens oder anders ausgedrückt ,,wie ruhig man schlafen kann“.

ℹ️ Neu bei der Bundeswehr? Tipps für junge Soldatinnen und Soldaten auf Zeit

  1. Nicht alle Einheiten versenden rechtzeitig vor Dienstantritt eine Checkliste über mitzubringende Kleidung und Unterlagen. Zur Not kannst du dich an dieser Checkliste zum Dienstantritt orientieren. Besonders wichtig ist deine Steueridentifikationsnummer, damit du von Beginn an in die richtige Steuerklasse gemeldet wirst. Andernfalls landest du pauschal in der Steuerklasse 6 und gibst 50% ab, was mir tatsächlich selbst passiert ist (die zu viel gezahlten Steuern erhältst du im Rahmen des Lohnsteuerjahresausgleichs zurück, daher nicht wirklich schlimm aber trotzdem ärgerlich und vermeidbar).

  2. Während der Ausbildung bei der Bundeswehr bist du bzw. deine Eltern berechtigt, Kindergeld zu beziehen. Diese 250€ solltet ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen. Um der Kindergeldstelle deine Ausbildungszeit nachzuweisen, musst du dir von der Bundeswehr mittels dieses Antrags einen Nachweis erstellen lassen.

  3. Behalte unbedingt alle ausgehändigten Unterlagen sowie Dokumente und gehe sorgfältig damit um, am besten legst du dir einen kleinen Hefter an. Die S1-Abteilung (Personal) hat zwar meist Kopien, jedoch solltest du das Original immer behalten. Du wirst dir noch Jahre später dafür danken! Dokumentiere außerdem auch deine Fahrten für die Steuererklärung.

  4. Zu Beginn der Grundausbildung setzt die Bundeswehr kein Wissen voraus. Übereifrige Jungsoldaten kommen oft auch nicht so gut an, weil das Gelernte ohnehin wiederholt werden muss und ehrlicherweise hat niemand Klugscheißer oder Vorsager gern, oder? Alles Wichtige lernst du am besten gemeinsam mit deinen Kameradinnen und Kameraden in den ersten paar Tagen, das schweißt zusammen. Daher brauchst du auch keine Vorbereitungskurse besuchen, in WhatsApp-Gruppen eintreten, TikTok oder Reddit durchforsten oder dich im Vorhinein verrückt machen. Die Allgemeine Grundausbildung ist die wesentliche Vorbereitung auf den Dienst in der Bundeswehr. Daher musst du dich nicht auf die Vorbereitung vorbereiten.

Haftpflichtversicherung

Sobald Soldaten nicht mehr im Haushalt ihrer Eltern wohnen, brauchen sie in der Regel eine eigene Haftpflichtversicherung.

Generell empfiehlt sich der Abschluss mit dem Eintritt in das Berufsleben. Die geringe jährliche Prämie schützt vor unbeabsichtigten Schäden, die man selbst verursacht:

Die teure Digitalkamera des Freundes, die aus der Hand fällt, zerklirrte Fensterscheiben und unzählige weitere ,,Ups-Momente“ sind abgedeckt. Hier sollte man allen voran auf die Reputation des Versicherers und die abgesicherte Schadenhöhe achten.

Diensthaftpflichtversicherung

Eine Diensthaftpflichtversicherung ist für Soldaten absolut empfehlenswert.

Anvertrautes Bw-Material hat oftmals sehr hohe Wiederbeschaffungswerte und auch bereits ein Verlust von eigenen Uniformteilen oder der persönlichen Ausstattung können sehr schwer wiegen.

Das ,,böse Erwachen“ über die Höhe des Eurobetrags entsteht oftmals erst in der anschließenden Schadensbearbeitung. Gerade beim regelmäßigen Umgang mit Dienstfahrzeugen, den fast jeder Soldat hat, ist eine Diensthaftpflicht empfehlenswert.

Wichtig ist, dass grobe Fahrlässigkeit mitversichert ist. Denn oft werden Soldaten bei Rangiermanövern zur Kasse gebeten.

In meiner Zeit als Disziplinarvorgesetzter habe ich oft auf Nicht-Haftung im Sinne des Soldaten plädiert, wo die schadensbearbeitende Stelle dennoch den Regress entschied. Eine Diensthaftpflicht hat sich für diese Soldaten immer deutlich bezahlt gemacht.

Dienstunfähigkeitsversicherung

Der Abschluss einer Dienstunfähigkeitsversicherung ist sinnvoll, sollte aber wirklich nur nach der Beratung durch einen Bundeswehrspezialisten erfolgen.

Der ,,Wald-und-Wiesen-Versicherungsmakler“ aus Familien- und Freundeskreis empfiehlt gern eine Berufsunfähigkeitsversicherung, die für Soldaten leider vollkommen ungeeignet ist.

Wichtig:

Die Dienstunfähigkeit ist etwas anderes als eine Berufsunfähigkeit, da die Dienstunfähigkeit ausschließlich vonseiten der Bundeswehr eingeleitet und festgestellt wird.

Ein Soldat gilt als dienstunfähig, wenn er die soldatischen Grundpflichten (z.B. Schießen, Marschieren, Schwimmen, uvw.) nicht mehr vollständig erfüllen kann oder die Wiederherstellung seiner Dienstfähigkeit nicht innerhalb eines überschaubaren Zeitraums (i.d.R. 12 Monate) zu erwarten ist.

Wenn ein Soldat wegen Dienstunfähigkeit entlassen wird, ist er also nicht automatisch auch berufs- oder erwerbsunfähig. Entsprechend kann nach der Entlassung aus der Bundeswehr bis zum Einstieg in den neuen Beruf eine größere Versorgungslücke entstehen, weil Soldaten nach ihrer Entlassung zunächst keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben. Grundsicherung ist die Folge.

Eine gute Dienstunfähigkeitsversicherung hat daher mindestens eine angemessen hohe DU-Rente bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter (nicht nur bis zum 55. Lebensjahr) und verfügt über eine sog. echte Dienstunfähigkeitsklausel. Unbedingt sollte auch das passive Kriegsrisiko abgesichert werden.

Als ehemaliger Disziplinarvorgesetzter habe ich zahlreiche Dienstunfähigkeitsverfahren einleiten müssen und begleitet und weiß, wie schnell und unverschuldet ein Soldat dienstunfähig werden kann.

Vor allem aufgrund psychischer Erkrankungen; das betrifft (leider) auch ansonsten topfitte Soldaten.

Daher ein Rat an dieser Stelle: bitte die Dienstunfähigkeitsversicherung frühzeitig und gesund abschließen. Mit einer Vorerkrankung wird es schwer, nahezu unmöglich, noch eine DU mit guter Leistung zu bekommen. Hier bringt es absolut nichts zu pokern. Im Zweifel sollte der Bundeswehr Sozialdienst zu Rate gezogen werden.

Dienstunfähigkeitsversicherung unbedingt frühzeitig und gesund abschließen. Mit einer Vorerkrankung wird es schwer, nahezu unmöglich, noch eine DU mit guter Leistung zu bekommen. Hier bringt es absolut nichts zu pokern. Im Zweifel sollte der Sozialdienst zu Rate gezogen werden, um Existenzrisiken zu besprechen.

Unfallversicherung

Eine Unfallversicherung versichert vornehmlich gegen schwere Unfälle, die eine Behinderung nach sich ziehen.

Wichtig ist zu wissen, dass nur etwa 2 Prozent der Schwerbehinderungen überhaupt durch einen Unfall entstehen. Viel häufiger ist eine chronische Krankheit ursächlich.

Eine Unfallversicherung ist für Soldaten auf Zeit dennoch unverzichtbar. Soldaten sind im Dienst und in der Freizeit häufig Risiken ausgesetzt, die schwere Unfälle nach sich ziehen können. Diese Versicherung bietet finanziellen Schutz bei dauerhaften Beeinträchtigungen, die durch Unfälle entstehen. Leistungen wie Invaliditätszahlungen oder Unfallrenten können entscheidend sein, um Einkommensverluste auszugleichen und die Lebensqualität zu sichern. Trotz der truppenärztlichen Versorgung schließt eine private Unfallversicherung wichtige Lücken und ist angesichts der geringen Kosten eine sinnvolle Ergänzung für jeden Soldaten.

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Auslandskrankenversicherung

Eine Auslandskrankenversicherung für Soldaten ist sinnvoll, weil sie die Leistungen der unentgeltlichen truppenärztlichen Versorgung (UTV) ergänzt.

Im Ausland würden ansonsten nur Kosten in der Höhe erstattet wie sie auch im Inland, d.h. in Deutschland, angefallen wären. Die kostenseitige Abwicklung mit der Bundeswehr kann aber sehr kompliziert werden.

Je nach Land und Umstand kann so relativ schnell die finanzielle Existenz bedroht werden (Bergunfall in der Schweiz mit Luftrücktransport nach Deutschland).

Die geringen Kosten für eine Auslandskrankenversicherung sind es auf jeden Fall wert. Zudem empfiehlt auch die Bundeswehr selbst einen Abschluss, für manche Auslandsdienstreisen- oder Aufenthalte ist es mitunter sogar vorgeschrieben.

Vorsorgen und als Soldat die Rentenlücke schließen

Es ist ein Running Gag. Der durchschnittliche Mannschaftssoldat fährt oft ein dickeres Auto als der General. Doch schlau ist, wer nicht bloß im Jetzt lebt.

Während ihrer aktiven Dienstzeit zahlen Soldaten keine Sozialabgaben und entsprechend auch nicht in die Rentenkasse ein. Um Nachteile des Soldatenberufs einzugrenzen, versichert die Bundeswehr ihre Soldaten nach dem Dienstzeitende in der Rentenkasse nach.

Dazu werden die gezahlten Jahresgehälter fiktiv um 20% angehoben, um den Unterschied zur zivilen Wirtschaft abzumildern. Dennoch ist der Rentenanspruch (d.h. die erwirtschafteten Rentenpunkte) bei langen Verpflichtungszeiten wie der Offizier- oder Feldwebellaufbahn etwas unterdurchschnittlich; zumal Zuschläge, Auslandsdienstbezüge uvm. nicht ausreichend berücksichtigt werden.

Vor allem aufgrund der allgemeinen Rentenlücke sollten Soldaten mit ihrem vergleichsweise hohen Nettogehalt daher unbedingt privat vorsorgen, z.B. mit einer günstigen, fondsgebundenen Rentenversicherung oder einem ETF-Sparplan.

Ohne etwas Spardisziplin verfallen viele Soldaten nämlich einer Lifestyleinflation und binden sich mit jeder Beförderung oder Gehaltsanpassung neue finanzielle Verpflichtungen ans Bein, ohne einen finanziellen Puffer aufzubauen. Teilweise müssen dann sogar Extra-Dienste geschoben werden, um den Lebensstil weiterhin zu finanzieren.

Versicherungen als mögliche Ergänzung für SaZ

Zahnzusatzversicherung

Zahnbehandlungen im Rahmen der unentgeltlichen truppenärztlichen Versorgung zahlen oft nur das günstigste Mittel, das geeignet ist, um den Zahnstatus zu erhalten oder wiederherzustellen.

Wer nicht das günstigste Implantat möchte, zahlt einen Eigenanteil, der je nach Eingriff und Implantat auch über 1000€ liegen kann.

Trotzdem rechnet sich eine Zahnzusatzversicherung für Soldaten im Regelfall nicht, sondern nur für denjenigen, der häufig Zahnersatz braucht.

Aufgrund des jungen Durchschnittsalters von Soldaten, sind kostspielige Eingriffe nur selten notwendig. Daher ist eine Zahnzusatzversicherung für SaZ auch nicht zu empfehlen.

Hausratversicherung

Diese Versicherung ersetzt Schäden am eigenen Hausrat (z.B. auch bei Fahrraddiebstahl); Brand, Wasserschaden, Diebstahl, Einbruch sind häufige Fälle, wenn die Versicherung greift.

Entsprechend lohnt sich die Versicherung eher nicht in der ersten eigenen Wohnung oder im WG-Zimmer. Da Soldaten, je nach ihrer Verwendung, regelmäßig dienstlich unterwegs sind, kann die Versicherung jedoch eine sinnvolle Ergänzung für die persönliche Absicherung und das eigene Sicherheitsgefühl sein.

Fazit zu Versicherungen für Bundeswehrsoldaten

Längst nicht alle Versicherungen sind für den Soldatenberuf sinnvoll, obwohl der Absicherungsbedarf für diesen Beruf im Vergleich zu anderen Berufsgruppen deutlich höher ist.

Dieser Artikel versucht, die allgemeine Situation von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr abzudecken. Im Einzelfall ergeben selbstverständlich auch andere Versicherungen wie eine Rechtsschutzversicherung Sinn.

Wenn du Fragen hast, nimm gern Kontakt mit uns auf.

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Stefan Heusinger

Ich bin geboren und aufgewachsen im ,,echten Norden". Nach meinen 13 Dienstjahren als Feldjägeroffizier im In- und Ausland habe ich in die Digitalbranche gewechselt. Hier bei Bundeswehr-Pflegepflicht.de schreibe ich über eigene Erfahrungen, Absicherungsthemen und alles, was nützlich für aktive und ehemalige Soldaten ist. Du hast Vorschläge? Schreib mir gern!

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